Es wurden aber auch zwei andere hingeführt, Übeltäter, um mit Jesus hingerichtet zu werden. Und als sie an den Ort kamen, der Schädelstätte genannt wird, kreuzigten sie dort ihn und die Übeltäter, den einen auf der rechten, den anderen auf der linken Seite. Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!
Lukas 23,32-34
Vom Kreuz zum Paradies (1)
Was für eine unvergleichliche Szene: Drei Kreuze auf dem Hügel Golgatha! Am Kreuz in der Mitte hängt Jesus, der Sohn Gottes, von den Menschen abgelehnt, von seinen Jüngern verlassen; rechts und links von Ihm … zwei Verbrecher. – Trotz allen Schmerzes, trotz aller Qual findet Jesus in seiner Liebe die Kraft, auf die Sorgen anderer einzugehen, ja sogar für seine Feinde zu beten: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“
Doch für seine Liebe wird Christus nur feindseliger Hohn und Spott entgegengebracht, und das von allen: von den Hohenpriestern, von den Schriftgelehrten, von den Vorübergehenden, von den Soldaten. Und selbst von den Kreuzen neben Ihm tönen lästernde Worte zu Ihm herüber (Matthäus 27,39-44; Lukas 23,35-39).
Das Verhalten all dieser Personengruppen gegenüber dem gekreuzigten Herrn zeigt nur zu deutlich, dass Gottes Urteil über den Menschen völlig zutreffend ist: „Denn es ist kein Unterschied, denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“ (Römer 3,22.23).
„Kein Unterschied“ – eine bittere Wahrheit! Alle Menschen haben gesündigt, und keiner erreicht aus eigener Kraft die Herrlichkeit Gottes. Diese Tatsache müssen wir anerkennen und unser Verlorensein eingestehen. Nur dann können wir die Erlösung empfangen, die uns in dem Gekreuzigten umsonst angeboten wird.
(Fortsetzung an den kommenden Sonntagen)
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Vom Kreuz zum Paradies (2)
Es scheint so, dass anfangs beide Räuber den Sohn Gottes geschmäht haben (Matthäus 27,44; Markus 15,32). Sie scheuen sich nicht, den unschuldigen Mitgefangenen zu lästern. – Hier tritt die erschütternde Tatsache ans Licht, dass das menschliche Herz in Feindschaft ist gegen Gott.
In jedem noch nicht erneuerten Herzen gibt es Widerstand gegen den Herrn Jesus und gegen die in Ihm offenbarte Güte Gottes (Römer 8,7). Weder die unvergleichliche Liebe des Herrn, noch das eigene Elend und Leid der Menschen ändern etwas daran. Wenn das Herz nicht von Gott geleitet wird, steht es unter der Herrschaft Satans, auch wenn der Mensch oft sehr lange braucht, um sich diese Tatsache einzugestehen. Diese Feindschaft des Herzens gibt sich früher oder später durch Worte kund. – Dies sind die Worte der Menschen am Kreuz Jesu:
„Es höhnten aber auch die Obersten und sagten: Andere hat er gerettet; er rette sich selbst, wenn dieser der Christus ist, der Auserwählte Gottes!“ – „Aber auch die Soldaten verspotteten ihn, indem sie … sagten: Wenn du der König der Juden bist, so rette dich selbst!“ – „Einer aber der gehängten Übeltäter lästerte ihn und sagte: Bist du nicht der Christus? Rette dich selbst und uns!“ (Lukas 23,35-39).
„Rette dich selbst und uns!“ – Als sie von Rettung sprachen, dachten alle diese Menschen nur an die Errettung von der Kreuzesstrafe. Christus aber wollte verlorene Sünder von der ewigen Strafe erretten. Hätte Er sich selbst gerettet, wäre Er vom Kreuz herabgestiegen, dann hätte Er nicht der Retter anderer werden können. Sein Sühnungstod am Kreuz ist die Grundlage unserer ewigen Errettung.
Vom Kreuz zum Paradies (3)
Die Feindschaft und Bosheit des Menschen Gott gegenüber hat in der Kreuzigung Jesu und in den Schmähworten, die man Ihm zurief, ihren Höhepunkt erreicht. Dennoch wirkt die Gnade Gottes auch in dieser Situation. Die Worte des einen Räubers offenbaren einen radikalen Wandel in seiner Gesinnung. Jetzt weist er seinen alten Komplizen zurecht.
Da wird ganz deutlich: Dieser Mann hat eine klare innere Umkehr vollzogen. Er hat vielleicht noch keine volle Heilsgewissheit – er weiß noch nicht, wie es mit ihm weitergehen wird -, aber er hat sich zu Gott bekehrt, und er erkennt die Sündlosigkeit des Sohnes Gottes an.
Bekehrung bedeutet, dass ein Mensch sich von der Sünde abkehrt, sich zu Gott hinwendet und sein Vertrauen auf den Herrn Jesus setzt. Heilsgewissheit empfängt ein Mensch dann, wenn er sich im Glauben auf die Zusage Gottes stützt, dass Er durch das Sühnungswerk des Herrn Jesus völlig zufriedengestellt ist.
Es kommt vor, dass erst Hindernisse beseitigt werden müssen. Vielleicht wird auch manche Unruhe und Enttäuschung durchlebt – bis das Herz endlich bereit ist, sich einzig und allein auf Christus zu stützen. Sein Erlösungswerk ist vollgültig; Er hat „Frieden gemacht durch das Blut seines Kreuzes“ (Kolosser 1,20).
Wer zu Gott umgekehrt ist und Ihm seine Schuld bekannt hat, soll auch diese gute Botschaft bereitwillig annehmen. Dann wird auch sein Herz den Frieden genießen, den Christus am Kreuz gemacht hat.
Vom Kreuz zum Paradies (4)
Die Warnung des bekehrten Aufrührers an seinen Mittäter lässt erkennen, dass er mit seinem Gewissen ins Licht Gottes gekommen ist: Er legt wahre Gottesfurcht an den Tag. „Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang“ (Sprüche 9,10). Und auch die Weisheit, die nun in seinem Herzen Raum gewinnt, kommt in den wenigen Worten vor seinem Tod noch deutlich erkennbar zum Ausdruck.
Aufrichtige Gottesfurcht und wahrer Glaube gehören zusammen. Wer gottesfürchtig ist, vertraut Gott und nimmt sein Wort an. Deshalb gibt der bekehrte Räuber auch offen zu, ein sündiger Mensch zu sein. „Wir zwar mit Recht“ – damit erkennt er nicht nur die Sünde als Sünde an, sondern bekennt zugleich: „Ich bin ein Sünder; ich habe diese Strafe verdient.“ Er sieht sich und sein Leben jetzt im Licht Gottes.
Hier zeigt sich, dass jemand, der gerade „von neuem geboren“ ist, schon ein erstaunliches Unterscheidungsvermögen in geistlichen Fragen besitzen kann. Er mag noch keine große Bibelkenntnis haben, aber er hat eine neue Natur empfangen, die das Gute liebt und die Gemeinschaft mit Gott sucht.
Insgesamt drei Männer waren zur selben Strafe verurteilt, zum qualvollen Kreuzestod. Das war die äußere, für alle sichtbare Tatsache. Doch welche Unterschiede gab es in den Augen Gottes! Und dieser Mann konnte sie ebenfalls erkennen. Der eine: ein störrischer Sünder; der andere, er selbst: ein bekehrter Sünder; und dann dieser Eine in der Mitte, dieser Heilige und Gerechte! – Jetzt blickt der Räuber von sich weg und erfasst die Vollkommenheit Jesu.
Vom Kreuz zum Paradies (5)
Der römische Statthalter Pilatus hatte wiederholt bekundet, dass er keine Schuld an Jesus gefunden habe (V. 4.14). Und auch der reumütige Verbrecher, der neben Jesus gekreuzigt ist, erkennt an, dass Dieser die Strafe des Kreuzestodes nicht verdient habe – im Gegensatz zu ihm selbst und seinem Genossen.
Doch das Zeugnis dieses Mannes am Kreuz geht noch viel weiter als das des Statthalters. Pilatus konnte nicht erkennen, dass Jesus irgendwelche Straftaten begangen habe. Der bekehrte Räuber aber sagt: „Dieser aber hat nichts Ungeziemendes getan“, oder auch: „Dieser hat nichts getan, was nicht am Platz war.“
Es ist, als hätte dieser bekehrte Verbrecher den Herrn Jesus sein Leben lang gekannt. Dabei hat er Ihn doch nur kurze Zeit beobachten können. Aber die Bereitwilligkeit und Ruhe, mit der Jesus alle Leiden und allen Spott erträgt, und erst recht die Fürbitte für seine Feinde haben offenbar sein Herz beeindruckt und gewonnen. Und Gott kann ihm die Augen öffnen für die Herrlichkeit seines Sohnes.
Sein Blick streift gleichsam über das ganze Leben Christi; und er sieht nur Vollkommenheit darin. Und tatsächlich: Nie hat der Herr Jesus etwas getan oder gedacht oder gesprochen, was „nicht am Platz“ gewesen wäre. Das steht im Gegensatz zu aller bisherigen Erfahrung. Alle Menschen waren Sünder, alle hatten gesündigt. Aber Jesus nicht!
Ja, jetzt weiß dieser Mann, wer Jesus ist, und Er glaubt an Ihn. Jesus ist der Herr, der verheißene Erlöser, der Sohn Gottes.
Vom Kreuz zum Paradies (6)
Die Soldaten des Statthalters hatten den Sohn Gottes als König verspottet; und Pilatus selbst hatte in seiner schwankenden, ungläubigen Haltung die Überschrift „Dieser ist Jesus, der König der Juden“ am Kreuz Jesu befestigen lassen (Matthäus 27,29.37).
Im Gegensatz zu ihnen glaubt dieser Verbrecher am Kreuz an Jesus als den Messias, als den verheißenen Erlöser und König seines Volkes. Er ist davon überzeugt, dass Jesus einmal „in seinem Reich“ kommen wird. Der Herr selbst hat einst in einem Gleichnis über die Ablehnung durch sein Volk gesprochen und von sich gesagt, dass Er in ein fernes Land gehen würde, um ein Reich für sich zu empfangen und dann wiederzukommen (Lukas 19,12.14.15).
An diesem Reich, an dieser herrlichen Zukunft des Messias und seines Volkes, möchte der Mann teilhaben. Aber er äußert in dieser Hinsicht kein besonderes, konkretes Anliegen. Er bittet einfach darum, dass der König sich an ihn erinnern möge. So überlässt er seine Sache voll Vertrauen dem Herrn Jesus.
Es ist auch bedeutsam, dass der Mann am Kreuz nicht sagt: „Gedenke nicht meiner Sünden!“ – Ein Hinweis darauf, dass er keine Sorgen mehr wegen seiner Sünden und seiner Vergangenheit hat, und im Blick auf seine Zukunft völlig auf Jesus, den Erlöser, vertraut.
Der bekehrte Verbrecher hat keine Zeit mehr, im Glauben zu wachsen oder Gott zu dienen. Aber das Entscheidende finden wir bei ihm: eine gründliche Bekehrung; einen wahren Glauben; eine feste Überzeugung, wer Jesus ist, und die Erwartung seines Wiederkommens in seinem Reich. – Das alles hat der Geist Gottes in ihm bewirkt.
Vom Kreuz zum Paradies (7)
In seiner Antwort an den bekehrten Räuber geht der Herr Jesus noch weit über das hinaus, was dieser erbeten hat. Jesus steht im Begriff, das Erlösungswerk am Kreuz zu vollbringen und Sühnung zu tun für die Sünden. Und die Ergebnisse davon – die Vergebung der Sünden und die Versöhnung mit Gott – sind nicht erst für die ferne Zukunft bestimmt.
Nein, diese Ergebnisse sind schon jetzt gültig. Sie sind gültig für jeden, der an den Sohn Gottes glaubt. Und genau das kommt in der Antwort Jesu an den gläubig gewordenen Verbrecher zum Ausdruck. Der Herr sagt ihm gleichsam: „Du musst nicht bis zu meinem Wiederkommen warten. Gewiss, du wirst an meinem Reich teilhaben, wenn es kommen wird; aber schon jetzt gebe ich dir das ewige Heil. Schon heute sollst du mit mir im Paradies sein, sollst dort hingehen, wo auch ich sein werde.“
Bedenken wir die Tragweite dieser Worte: Ein mit Recht zum Tod verurteilter Räuber geht vom Kreuz direkt ins Paradies! Und der Herr Jesus fügt die ergreifenden Worte hinzu: „mit mir“. Weil der Heiland aus reiner Gnade am Kreuz den Platz des Sünders eingenommen hat, kann jetzt der Sünder den Platz des Heilands in der Herrlichkeit mit Ihm teilen. Von dieser Gnade schreibt Paulus: „Ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet“ (2. Korinther 8,9).
„Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Dieser Räuber ist absolut passend für das Paradies – so vollkommen ist das Sühnopfer Christi und so gewaltig die Tragweite seines Erlösungswerkes!
Vom Kreuz zum Paradies (8)
„Es ist vollbracht!“ Was für einen gewaltigen Sieg über Sünde, Tod und Teufel hat der Herr Jesus am Kreuz errungen! Der sterbende Heiland unterschreibt gleichsam mit eigener, göttlicher Hand das Sühnungswerk, das der Vater Ihm aufgetragen hat, und sagt: „Es ist vollbracht!“ Nichts bleibt mehr zu tun übrig. Gott ist völlig verherrlicht worden durch den Tod seines Sohnes; und der Weg zu Gott ist gebahnt.
Dieses Wort macht zugleich etwas sehr Wesentliches deutlich: Ehe Gott Sünden vergeben konnte, musste Sühnung dafür geschehen und die Reinigung von den Sünden bewirkt werden.
Das hat der Herr Jesus getan; dafür wollen wir Ihn ewig preisen! Er hat es „durch sich selbst getan“ (Hebräer 1,3). Niemand hätte Ihm dabei helfen können. Jesus hatte Liebe genug und Macht genug, es selbst zu tun. So litt Er in den drei Stunden der Finsternis am Kreuz zur Sühnung unserer Schuld. Er wurde für uns „zum Fluch“, „trug selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz“ und erduldete den Tod als „Lohn der Sünde“ (1. Johannes 4,10; Matthäus 27,46; Galater 3,13; 1. Petrus 2,24; Römer 6,23).
Doch nun ist das Werk der Erlösung wunderbar ausgeführt: „Es ist vollbracht!“ Dem kann niemand etwas hinzufügen. Das Werk ist vollbracht, die Reinigung von den Sünden ist bewirkt. Und als Zeichen davon hat Christus den Ihm gebührenden Platz in der Herrlichkeit eingenommen. Er, der einst meine Sünden auf sich genommen hat, sitzt jetzt zur Rechten Gottes, „mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt“! (Hebräer 1,3; 10,12). Könnte es einen stärkeren Beweis dafür geben, dass meine Sünden nun vor Gott völlig ausgetilgt sind?
Vom Kreuz zum Paradies (9)
Im Brief an die Hebräer wird im 10. Kapitel klar aufgezeigt, dass dreierlei notwendig war, wenn ich vom ewigen Verderben errettet werden und das große Heil Gottes in seinem ganzen Umfang empfangen sollte.
Weil ich voll Sünde war, brauchte ich zuerst einmal jemand, der sich meiner annahm, der angesichts meines elenden, verlorenen Zustands überhaupt an mich dachte. – Oh, da war Gott, in seiner unermesslichen Gnade, und Er dachte an mich, ja Er hatte einen ganz bestimmten Willen für mich, einen einzigartigen Heilsplan (Hebräer 10,7; 1. Petrus 1,18-21).
Dann war jemand nötig, der das Erforderliche für mich tat. Da ist der Sohn Gottes gekommen, um den Willen und Heilsplan Gottes auszuführen. Dazu hat Er sich selbst als Sühnopfer in den Tod gegeben:
„Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun … Durch diesen Willen sind wir geheiligt durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi“ (Hebräer 10,9.10).
Und dieses Werk, das Sühnopfer Jesu Christi, ist absolut einmalig und von immerwährender Gültigkeit vor Gott. Es kann nicht wiederholt werden. Und niemand könnte dem irgendetwas hinzufügen.
Drittens brauchte ich jemand, der mir verbindliche Mitteilung machte von dem Ergebnis des Erlösungswerkes Christi. Und das hat der Heilige Geist getan. Er bezeugt uns:
„Ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken.“ Hebräer 10,15.17; Jeremia 31,34
Vom Kreuz zum Paradies (10)
Das Ergebnis des Erlösungswerkes Christi ist, dass ich vor Gott ein gereinigtes Gewissen haben darf. Was uns von Gott trennte, ist für immer beseitigt. Nichts steht mehr zwischen dem gläubigen Christen und Gott (Hebräer 10,2.22).
Wiedergeborene Christen sind auf immerdar (oder: ununterbrochen) vollkommen gemacht. So ununterbrochen wie der Herr Jesus seinen Platz zur Rechten Gottes innehat (V. 12), so ununterbrochen ist nun unsere neue Stellung vor Gott: Wir sind vollkommen gemacht, die Sündenlast ist ganz von unserem Gewissen genommen. Die vielen Tieropfer in der Zeit des Alten Testaments haben das nicht zustande bringen können, Christus aber hat es mit seinem Sühnungstod ein für alle Mal vollbracht. Er hat eine „ewige Erlösung“ erfunden (9,9.12; 10,1.2).
„Vollkommen gemacht“ bedeutet aber keineswegs, dass der Gläubige nicht mehr sündigen könnte oder dass er seit seiner Bekehrung nie gesündigt hätte. Wir Kinder Gottes müssen sehr wohl eingestehen, dass uns immer noch manche Sünden unterlaufen. Aber davon ist hier im Hebräerbrief nicht die Rede. Unsere Stellung vor Gott aufgrund des Sühnopfers Jesu wird dadurch nicht infrage gestellt. – Allerdings wird die Gemeinschaft mit Gott durch jede Sünde getrübt (vgl. 1. Johannes 2,1.2).
Manchmal unterscheiden wir in unserem Leben vielleicht zwischen „vergangenen“ und „zukünftigen“ Sünden, aber Gottes Wort macht diesen Unterschied nicht. Als Christus für mich starb, waren alle meine Sünden noch zukünftig. Aber Christus hat sie alle gesühnt, und Gott wird „ihrer nie mehr gedenken“ (Hebräer 10,17)
Vom Kreuz zum Paradies (11)
Die Vergebung der Sünden gehört zu den allerersten Themen des christlichen Glaubens. Wenn jemand noch keine Gewissheit hat, dass seine Sünden vergeben sind, dann ist er kaum fähig, die übrigen herrlichen Glaubenswahrheiten des Neuen Testaments aufzunehmen. Deswegen steht nach dem Willen Gottes die Vergebung der Sünden nicht am Ende, sondern am Anfang des Glaubensweges.
Der Herr Jesus selbst sprach vor seiner Auferstehung davon (Lukas 24,47). Petrus, der Apostel für die Juden, redete davon (Apostelgesch. 2,38; 3,19; 10,43). Paulus, der Apostel der Völkerwelt, predigte sie (Apostelgesch. 13,38). Und der Apostel Johannes sagt darüber im hohen Alter: „Ich schreibe euch, Kinder, weil euch die Sünden vergeben sind um seines Namens willen.“
Beachten wir: Es heißt nicht „dass“, sondern „weil“ – weil ihnen die Sünden vergeben sind. Welch eine absolute Gewissheit darf ein Kind Gottes in Bezug auf die Vergebung seiner Sünden haben! Trotzdem sind manche Christen noch voller Zweifel und Ungewissheit. Aber Gott ist es wert, dass wir Ihm und seinem Wort auch in diesem Punkt rückhaltlos vertrauen.
Die Vergebung der Sünden ist das Vorrecht aller Kinder Gottes. Die ganze neutestamentliche Lehre hat dies zur Grundlage: Durch die Gnade Gottes haben wir die Vergebung der Sünden als eine vollzogene Tatsache. In dieser Frage kann es weder Fortschritte noch Bedingungen geben; denn die Erlösung hängt nicht von dem Erlösten ab, sondern von dem Erlöser. Wer sich zu Gott bekehrt hat und an den Herrn Jesus glaubt, ist reingewaschen von den Sünden durch das Blut Christi und hat in Ihm „die Erlösung, die Vergebung der Sünden“ (Offenbarung 1,5; Kolosser 1,12-14).
Vom Kreuz zum Paradies (12)
Wie viel Grund haben die Erlösten, Gott zu danken, dass Er sie passend gemacht hat für sein Licht! Er will das nicht erst tun, sondern Er hat es getan! Allen Kindern Gottes wird versichert, dass Er sie passend oder fähig gemacht hat für sein Licht, dass Er sie errettet hat aus der Gewalt der Finsternis und versetzt hat in das Reich des Sohnes seiner Liebe. Zwar haben die Erlösten noch die Sünde in sich wohnen, deshalb geraten auch sie in Versuchungen und werden schuldig.
Dennoch ist ihr Passend-gemacht-Sein eine vollendete Tatsache. Sie ist – wie das Beispiel des Räubers am Kreuz zeigt – nicht abhängig von unserem geistlichen Fortschritt.
Natürlich muss es Fortschritt und Wachstum in unserem Glaubensleben geben! Dazu werden wir an vielen Stellen der Heiligen Schrift eindringlich ermahnt. Fortschritt ist mit Erfahrung verbunden, er ist eine Folge der Unterweisung und Erziehung Gottes. Unser Passend-Sein hingegen ist das unmittelbare Ergebnis des Erlösungswerkes Christi für jeden, der es im Glauben für sich in Anspruch nimmt.
In der Versöhnung mit Gott gibt es daher keine Weiterentwicklung. Wir sind zu Gott zurückgebracht durch das Sühnopfer seines Sohnes. Sein Werk ist vollkommen – zwischen Gott und den Erlösten ist das Problem der Sünde endgültig geklärt. Das Ergebnis ist: „Gott ist für uns“ (Römer 8,31). Unfassbare Gnade – wir waren völlig verloren und sind nun völlig errettet durch den Sühnungstod Jesu. Wir haben Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus (Römer 5,1).
Vom Kreuz zum Paradies (13)
Wenn Kinder Gottes die Erde durch den Tod verlassen, spricht die Bibel nicht nur davon, dass sie sterben, sondern gebraucht auch noch einen anderen Ausdruck dafür: Sie entschlafen.
Lazarus in Bethanien war krank gewesen und dann gestorben; und der Herr Jesus sagte zu seinen Jüngern: Er ist „eingeschlafen“. Für die Jünger war diese Ausdrucksweise so ungewöhnlich, dass sie meinten, Lazarus habe die Krise überwunden und sei in einen Genesungsschlaf gefallen. – Wenn ein Kind Gottes stirbt, darf es in Frieden „heimgehen“ und „durch Jesus entschlafen“ (1. Thessalonicher 4,14).
„Durch Jesus entschlafen“ – das war auch das Los des bekehrten Räubers am Kreuz. Sein Sterben war qualvoll; wir wissen, dass ihm zuletzt auch noch die Beine gebrochen wurden (Johannes 19,32). Und doch ist er in Frieden entschlafen, weil er den Herrn Jesus kurz vor seinem Tod noch im Glauben annehmen durfte.
Der andere Räuber ging, soweit wir wissen, unversöhnt in die Ewigkeit. Er gehört nicht zu „den Toten in Christus“ (1. Thessalonicher 4,16), sondern er ist in seinen Sünden gestorben. Das Kreuz Christi schied die beiden Räuber voneinander. Auch heute kommt es entscheidend darauf an, welche Haltung wir zu Christus und seinem Sühnopfer am Kreuz einnehmen.
Wenn die Gläubigen entschlafen, will das nicht sagen, dass sie sich bis zum Tag der Auferstehung in einem Zustand des „Seelenschlafes“ befänden. Schon das Wort des Herrn an den Räuber: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lukas 23,43), deutet an, dass sie bewusste Gemeinschaft miteinander haben würden. Dieser Gedanke wird durch zahlreiche andere Bibelstellen unterstrichen (z. B. Lukas 16,23; Philipper 1,23; Römer 14,7.8).
Vom Kreuz zum Paradies (14)
Wenn Kinder Gottes heimgehen, dann wird zwar ihr Körper als Samenkorn der Auferstehung in die Erde gelegt. Sie selbst sind dann der Persönlichkeit nach, mit ihrer Seele, „bei Christus“. Und das ist – wie der Apostel Paulus es einschätzt – „weit besser“, als hier auf der Erde zu sein, weit besser sogar, als Christus auf der Erde zu dienen.
Im Alten Testament hatte Gott diese Tatsachen noch nicht offenbart. Dort heißt es, dass die Menschen, auch die Gläubigen, „in den Scheol“ fuhren, ins Totenreich. Oder sie „wurden versammelt zu ihren Völkern“ oder „zu ihren Vätern“.
Erst im Neuen Testament gewährt uns der Sohn Gottes selbst etwas mehr Einblick in das Leben nach dem Tod, und zwar vor allem in der Geschichte von dem reichen Mann und dem armen Lazarus in Lukas 16. Der einst so bedauernswerte Lazarus war nach seinem Tod am Ort der Glückseligkeit, wovon der „Schoß Abrahams“ ein Bild ist. Der einst reiche Mann dagegen schlug seine Augen im Hades auf. Und obwohl es noch nicht die Hölle war, litt er auch dort schon Pein (V. 23.24). Zwischen den beiden Aufenthaltsorten der abgeschiedenen Geister war „eine große Kluft befestigt“. Ein Hinübergehen von dem einen zu dem anderen Ort war also unmöglich.
Mit dieser Geschichte macht der Herr Jesus selbst sehr deutlich, dass mit dem Tod durchaus nicht „alles aus ist“ und dass es im Jenseits keine Möglichkeit der Bekehrung mehr gibt! Deshalb mahnt Gottes Wort uns immer wieder mit großer Eindringlichkeit: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht“ (Hebräer 4,7).
Vom Kreuz zum Paradies (15)
Als der Sohn Gottes im Begriff ist, den Sühnungstod am Kreuz zu sterben, spricht Er zum ersten Mal vom „Paradies“ – und das gegenüber einem verurteilten Räuber! Er selbst würde in Kurzem dorthin gehen, noch vor diesem Räuber. Und was macht diesen Ort zu einem „Paradies“, also der Wortbedeutung nach zu einem „Garten“ oder „Park“ der Freude? Es ist vor allem die Tatsache, dass der Sohn Gottes selbst dorthin gegangen ist. Der Räuber würde mit Ihm dort sein, Er würde bei Christus sein!
Was für ein mächtiges Zeugnis von der Kraft und Reichweite des Erlösungswerkes Jesu! Ein gekreuzigter Räuber ist durch sein Sühnopfer so vollständig gereinigt, dass er noch am selben Tag bei dem Sohn Gottes sein darf, in der Herrlichkeit des Paradieses!
Im Paradies warten die Gläubigen noch auf die leibliche Auferstehung – auf den Tag, an dem sie „den Leib seiner Herrlichkeit“ empfangen, einen Körper, der dem Herrlichkeitsleib Jesu entspricht und für den Himmel passend ist (Philipper 3,21; 1. Korinther 15,42-44).
Der Räuber am Kreuz durfte also am Tag seines Todes mit dem Herrn Jesus ins Paradies gehen, und das
•nicht aufgrund von guten Werken – seine Werke waren ja böse gewesen,
•nicht aufgrund von religiösen Handlungen,
•ganz ohne Bewährung im Leben,
•sondern nur durch Gottes Gnade aufgrund des Sühnungswerkes Christi, den der Räuber im Glauben als seinen Retter angenommen hatte.
Dieses Erlösungswerk ist für jeden Glaubenden heute ebenso vollkommen und wirksam wie für den Räuber am Kreuz!