Errette mich in deiner Gerechtigkeit!
Psalm 31,2
Ein Richter lag im Sterben. Er war für seine unbestechliche Gerechtigkeit bekannt. Das hatte ihm immer Befriedigung gegeben. Jetzt aber lag er auf dem Krankenbett und dachte beunruhigt über die Zukunft nach. Ihn bedrückte der Gedanke, dass er trotz seines redlichen und vorbildlichen Lebens ein Sünder war und vor Gott nicht als ein Gerechter gelten konnte.
Ein Freund stellte ihm die Frage: „Bist du errettet?“ Das musste er verneinen; und der Freund fragte weiter: „Möchtest du gern gerettet werden?“ – „Ja“, antwortete der Richter, „das möchte ich gern. Aber ich will nicht, dass Gott irgendetwas Verkehrtes tut, indem Er mich rettet.“ Er wollte nur auf einer gerechten Grundlage und auf eine gerechte Weise errettet werden.
Bei Martin Luther zeigte sich dieses Problem von einer etwas anderen Seite. Auch er sah sich als Sünder, und gerade Bibelstellen wie unser heutiger Tagesvers bereiteten ihm große Seelenangst. – Muss denn die Gerechtigkeit Gottes den Sünder nicht bestrafen? Wie kann sie ihn dann retten? – Auch das Lesen des Römerbriefs half ihm zunächst nicht weiter. Kapitel 1 erklärt ja ausdrücklich, dass es Gottes Gerechtigkeit ist, die im Evangelium offenbart wird (V. 17).
Sowohl der Richter als auch Martin Luther fanden die Lösung. Sie besteht darin, dass die Gerechtigkeit Gottes am Kreuz von Golgatha zufriedengestellt worden ist. Und in demselben Geschehen ist seine Liebe zu verlorenen Sündern völlig ans Licht getreten: Am Kreuz hat Christus als Stellvertreter für sündige Menschen die gerechte Strafe Gottes auf sich genommen. Deshalb handelt Gott gerecht, wenn Er verlorene Sünder rechtfertigt, die zu Ihm umkehren und an Jesus Christus glauben und sein Sühnungswerk für sich in Anspruch nehmen (Römer 3,26).
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