Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer,
bald ist wieder Buß- und Bettag.
Das hört sich irgendwie nach Arbeit an. Früher konnte man an diesem Tag wenigstens noch ausschlafen. Aber heute muss man nicht nur arbeiten, man soll auch noch beten und büßen. Wer hat auf so etwas Lust?
Natürlich niemand. Aber wir arbeiten an der Buße ja auch nicht allein. Jemand ist bei uns. Sehr gut sehen kann man das bei Jakob, dem Lügner und Betrüger. In der Nacht, bevor er seinen Bruder Esau wiedertrifft, den er betrogen hat, hat er begreiflicherweise Angst.
Dann passiert etwas Seltsames: Ein Mann kommt zu ihm und kämpft mit ihm, die ganze Nacht hindurch. Am nächsten Morgen will der Mann gehen, aber Jakob lässt ihn nicht los. Er weiß, dass es kein gewöhnlicher Mensch ist, mit dem er ringt. Und Jakob sagt zu dem Mann den berühmten Satz (1. Mo. 32,27):
Sie sehen, dass der Engel den ringenden Jakob im Arm hält. Er hat ihn fest im Griff, ja. Aber so, wie eine Mutter ihr Kind fest im Griff hat. Er schaut Jakob auch an wie eine Mutter.
Ringen Sie manchmal auch mit Gott? Dann schauen Sie sich das Bild genau an, besonders am Buß- und Bettag. Es geht hier nicht nur darum, dass wir Gott im Blick haben und Buße tun. Buße bedeutet auch, sich von Gott festhalten und anschauen zu lassen.
by Jule with no comments yetLiebe Zuschauerinnen und Zuschauer,
haben Sie Lust zum Beten?
Ich muss gestehen, mir fällt das immer wieder sehr schwer. Umso mehr freue ich mich über eine Schrift, die Luther für seinen Freund, den Barbier Peter geschrieben hat.
Er erzählt darin, wie er seine Unlust zum Beten überwindet, indem er in die Kirche oder in sein Zimmer geht und die Gebote, das Glaubensbekenntnis und „einige Sprüche von Christus, von Paulus oder aus den Psalmen“ sich selbst vorsagt „gerade so, wie es die Kinder machen“.
Dadurch soll das Herz warm werden und zu sich selber kommen, schreibt er weiter. Dann beschäftigt er sich mit jeder Bitte des „Vater Unser“ einzeln. Bei jeder Bitte denkt er an die eigene Schuld gegenüber Gott und bittet darum, dass Gott ihm hilft, seinen Willen zu tun. Es ist rührend, wie Luther seinem Freund dies alles vorbuchstabiert.
Luther schreibt, dass man es auch anders machen kann. Es geht ihm darum, dass das Herz durch Gottes Worte Lust zum Beten bekommt. Es geht ihm nicht darum, dass man alles genau so formuliert wie er:
„Auch ich selber binde mich nämlich nicht an diese Worte und Silben, sondern spreche die Worte heute so, morgen anders, je nachdem ich warm bin und Lust habe; jedoch bleibe ich trotzdem so nah als möglich bei den gleichen Gedanken und demselben Sinn. Allerdings kommt es oft vor, dass ich bei einem Stück bzw. einer Bitte in so reiche Gedanken mich ergehe, dass ich die andern sechs Bitten alle anstehen lasse. Und wenn einem gleichfalls solche reiche, gute Gedanken kommen, so soll man die andern Bitten fahren lassen und diesen Gedanken Raum geben und ihnen in Stille zuhören und sie beileibe nicht hindern. Denn da predigt der Heilige Geist selber, und ein Wort von seiner Predigt ist besser als von unsern Gebeten tausend; und so habe ich auch in einem Gebet oft mehr gelernt, als ich aus vielem Lesen und Nachsinnen hätte kriegen können.“
Kennen Sie solche Momente auch? Oder ist das Gebet für Sie eher zäh und anstrengend?
by Jule with no comments yet